Einradfahrer Gerald Rosenkranz liebt die Herausforderung
Der junge Einradfahrer Gerald Rosenkranz hat schon viele Erfolge erzielt. Neben zahlreichen Staatsmeisterschaftstiteln hat er sowohl 2014 als auch 2016 den dritten Platz in der Weltmeisterschaft gemacht. Wie er zum Einradfahren gekommen ist, welche Herausforderungen er auf seinem Weg zum Erfolg bewältigt hat und was den Grazer motiviert, erfahrt ihr in diesem Interview.
Wie hast du deine Leidenschaft für Radfahren entdeckt?
Ich habe mich schon recht früh auf dem Fahrrad wohlgefühlt. Ich kann mich noch genau erinnern als ich das erste Mal ohne Stützräder gefahren bin – das war sehr prägend für mich. Dann bin ich durch einen Kurs der Stadt Graz in ein Mountainbike-Team gekommen, da war ich so ca. 10 Jahre alt. Ich bin drangeblieben und bin alleine oder mit der Gruppe sehr häufig gefahren. Eines ergab das andere: Parallel zu den ersten Rennen, die ich gefahren bin, habe ich begonnen, Einradfahren zu lernen.
Die richtigen Ziele bringen dich auf das nächste Level. Nur durch eine passende Zielsetzung kommst du weiter und schaffst etwas ganz Neues.
Wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen, Einrad zu fahren?
Jede/r EinradfahrerIn hat eine eigene Geschichte, wie er oder sie zum Einradfahren gekommen ist. Mein Vater hat Meilen einer Fluglinie übrig gehabt, mit diesen ein Einrad bestellt und mir zu Ostern geschenkt. Nach einer Woche üben, konnte ich dann einigermaßen gut fahren. Es war gar nicht so schwierig für mich, da mir prinzipiell Koordinationsübungen leichter fallen. Außerdem bin ich eine Sache nach der anderen angegangen: Zuerst habe ich Kurvenfahren gelernt und dann bergauf fahren.Auch habe ich begonnen mich mit anderen Fahrern zu vernetzen, mich auszutauschen und mich inspirieren zu lassen. Zum Beispiel habe ich auf Youtube gesehen, wie jemand mit dem Einrad auf einen Tischtennistisch gesprungen ist. Das wollte ich unbedingt auch lernen und habe es mir zum Ziel gemacht, diese Herausforderung zu bewältigen. Jetzt beherrsche ich es selbst!
Du hast viele Titel geholt - Wie gehst du sowohl mit Erfolgserlebnissen als auch mit Rückschlägen um?
Von Rückschlägen bin ich bis jetzt zum Glück verschont worden. Als Rückschlag bezeichne ich schwere Verletzungen oder familiäre Probleme. Ups und Downs sind aber ganz normal. Das nimmt man in Kauf und kann viel daraus lernen. Dagegen ist mit Erfolgen umzugehen ein eigenes Thema. Meiner Meinung nach sind Erfolge ein zweischneidiges Schwert: Man fühlt sich bei Erfolgen automatisch besser, aber ich möchte mich nicht von dem Gefühl abhängig machen oder meine Erfolge raushängen lassen. Ich bin stolz auf das, was ich geschafft habe, aber damit angeben möchte ich nicht.
Wie wichtig sind Ziele für dich?
Die richtigen Ziele bringen dich auf das nächste Level. Nur durch eine passende Zielsetzung kommst du weiter und schaffst etwas ganz Neues. Ich habe selten nur ein Ziel, sondern verfolge mehrere Ziele gleichzeitig. Im Moment arbeite ich neben dem Training an meiner Masterarbeit. Ein weiteres Ziel ist es, ein Youtube-Video anzufertigen, das 1 Million Klicks bekommt. Dafür werde ich mich nächstes Jahr mit dem Kanadier Ryan Kremsater zusammentun, der schon großartige Videos gemacht hat.
Warum magst du Herausforderungen so gerne?
Ich bin fest der Meinung, dass man an Herausforderungen wächst. (Anm.: siehe das Motivationszitat von Januar 2016) Wenn man es schafft, ein Ziel zu erreichen und die Herausforderung bewältigt hat, dann bewegt sich viel. Man hat daraus gelernt und zieht daraus mehr Energie für weitere Ziele. Ich habe etwas erreicht und denke mir „na es geht ja doch“ und das nehme ich mir für die nächsten Ziele mit.
Gab es Momente, an denen du beinahe aufgehört hast? Warum bist du drangeblieben?
Besonders am Anfang war es sehr frustrierend, da ich als jugendlicher Einradfahrer oft belächelt und nicht ernst genommen wurde. Es gab ein paar Momente mit denen ich wirklich zu kämpfen hatte. Ich war alleine und hatte keine Freunde, die ebenfalls Einrad fuhren. Oft wurde ich ausgelacht und teilweise sogar beschimpft und das war ein ziemlicher Tiefschlag, da war ich kurz davor aufzuhören. Doch irgendetwas in mir hat gesagt, dass ich dranbleiben muss und dass ich es mir selbst beweisen muss. Das Gute ist, dass ich dadurch gelernt habe, dass es mir egal ist, was die anderen denken und sagen. Jetzt mache ich es nur mehr für mich und bin stolz auf mich. Mittlerweile bekomme ich auch viel Respekt, daher passiert mir das auch nicht mehr. Auch wächst der Sport und der Respekt gegenüber Einradfahrern extrem.
Irgendetwas in mir hat gesagt, dass ich dranbleiben muss und dass ich es mir selbst beweisen muss.
Welchen Tipp hast du für Leute, die Einradfahren lernen möchten?
Wenn man Einradfahren können will, muss man es üben, üben, üben. Manche brauchen 2 Stunden, manche 2 Tage und manche 2 Wochen oder länger um Einradfahren zu können. Man muss sich selber dahinterklemmen und dranbleiben.
Was sind deine weiteren Ziele und Projekte?
Neben dem Video, das ich bereits erwähnt habe, ist eines meiner großen Ziele Weltmeister zu werden. Momentan bin ich ja “nur” Dritter, doch ich trainiere ständig und suche mir immer neue Herausforderungen. Die letzte Herausforderung war der Dolomitenmann, der ja fast unbezwingbar war. Es geht 1500 Höhenmeter hinauf und mit dem Einrad habe ich nur einen Gang. Ich musste schwer mit der körperlichen Anstrengung kämpfen, doch ich habe diese Herausforderung geschafft!