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Highlinen und die Schönheit der Berge: Julian Mittermaier im Gespräch
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Highlinen und die Schönheit der Berge: Julian Mittermaier im Gespräch

Highlinen und die Schönheit der Berge: Julian Mittermaier im Gespräch

Julian Mittermaier wurde 1992 im bayerischen Voralpenland geboren, lernte schon früh die Schönheit der Berge kennen und begann sie im Laufe der Zeit immer mehr zu schätzen. Erst waren es einzelne Bergwanderungen, später dann Klettertouren oder ausgedehnte Erkundungsfahrten mit dem Mountainbike in den bayerischen Alpen, welche die Lust auf mehr weckten. Als er 2010 zum ersten Mal auf einer Slackline stand und sofort Gefallen an diesem Sport fand, war mir daher bald klar, dass er diesen mit seiner Liebe zu den Bergen verbinden musste; die Leidenschaft für das Highlinen war geboren.

Wie hast du mit dem Slacklinen bzw. Highlinen angefangen?

Prinzipiell war der Anfang relativ unspektakulär: Der erste Kontakt mit einer Slackline war 2010, als eine Freundin eine Line gekauft hat. Dann haben wir das gemeinsam ausprobiert und ich bin drangeblieben und habe meine eigene Line gekauft. In meinem Dorf habe ich dann einen zweiten Slackliner getroffen, der das Ganze intensiv betrieben hat - über ihn bin ich quasi hineingerutscht. Wir waren dann eine Gruppe und haben mit dem Highlinen begonnen. Dann kamen die ersten Festivals, wie zum Beispiel in Tschechien, der Schweiz und Deutschland - bis das Ganze seinen Lauf genommen hat.

Eines der schönen Dinge am Highlinen ist, dass es ein sehr sicherer Sport ist, denn die Risiken sind abschätzbar.

Das Ganze scheint recht riskant zu sein. Wie bereitest du dich vor?

Über das Risiko kann man streiten, denn ich versuche, das Ganze so sicher wie möglich zu machen. Eines der schönen Dinge am Highlinen ist, dass es ein sehr sicherer Sport ist, denn die Risiken sind abschätzbar. Wenn man gewisse Dinge beachtet, kann man Highlinen sehr sicher gestalten. Es ist natürlich eine mentale Ausnahmesituation, denn man ist sehr ausgesetzt - obwohl es im Grunde eigentlich sehr sicher ist.

Meine allgemeine Vorbereitung sieht so aus, dass ich möglichst oft auf Highlines stehe, um körperlich in der richtigen Verfassung zu bleiben – wie bei jedem Sport. Das gilt auch für die mentale Komponente – man gewöhnt sich an die Situation, je öfter man auf der Line steht. Man lernt ruhig zu bleiben und kann somit seinen Handlungsspielraum auf der Line nach und nach erweitern. Die direkte Vorbereitung vor der Line beinhaltet warmlaufen und dehnen. Mental muss man sich auch darauf einstellen, sobald man auf der Line ist, passiert das aber von selbst.

Man muss sehr konzentriert sein, macht Highlinen im Alltag bewusster?

Ich glaube schon, dass mich Slacklinen insgesamt bewusster und konzentrierter macht, da man sich ja die ganze Zeit konzentrieren muss. Das ist im Alltag sehr wichtig, man lernt auf der Line mental ständig am Ball zu bleiben, weil man sich keine großen Fehler erlauben kann. Ich nehme auch nichts mit und bin nur auf die Line fokussiert. Am Anfang lief ich mit Musik, um mich abzulenken von dem, was ich eigentlich gerade mache. Irgendwann habe ich aber beschlossen, dass das nicht sinnvoll ist, sondern es viel besser ist, den Augenblick zu genießen. Ich gehe ja auf die Highline, um den Moment und das Gefühl auf der Highline zu genießen. Jetzt höre ich keine Musik mehr - so kann ich mich noch gezielter auf die Line und auf das, was passiert konzentrieren.

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Was ist deine Lieblings-Highline?

Generell finde ich Lines zwischen 60 m und 200 m am besten, weil man diese Länge läuferisch schwierig gestalten kann, was ein wichtiger Punkt für mich ist. Meine Erwartung an eine Line ist, dass sie mich entweder läuferisch fordert oder dass ich darauf spielen kann, wie zum Beispiel irgendwelche Tricks durchführen. Das ist interessanter als die Länge, denn alles über 200 m ist läuferisch nicht so spannend. Jeder Meter, der dazu kommt, fordert dann eigentlich nicht mehr so. Kurze Lines wiederum sind auch nicht interessant, weil man da nichts mit der Dynamik machen kann: Bei weniger Strecke gehen auch Tricks schwieriger.

Du hast viele Weltrekorde erzielt – wie gehst du sowohl mit Rückschlägen als auch mit Erfolgserlebnissen um?

Es ist wichtig, sich weiterzuentwickeln, und nicht stehen zu bleiben mit seinem Können..

Rückschläge erlebe ich jetzt eher selten, aber neulich hatte ich ein Erlebnis, das recht neu für mich war. Ich war auf einer Line und irgendwie etwas abgeschlagen und nicht total konzentriert – ich musste mich richtig drüber kämpfen. Zuerst hat mich das geärgert, dann habe ich eine Pause gemacht und es erst am nächsten Tag wieder versucht. Dann habe ich die Line noch schwieriger gestaltet - extra so schwer wie möglich - und habe durchgehalten. Es war mehr ein Rodeo-Reiten, aber ich konnte plötzlich etwas mit der Line anfangen. Als ich es dann gut geschafft habe, war es ein Triumph.

Ich freue mich schon sehr über Erfolge, wenn ich etwas Neues geschafft habe und meine persönliche Leistung verbessert habe. Nur so hält man die Motivation. Es ist wichtig, sich weiterzuentwickeln, und nicht stehen zu bleiben mit seinem Können. Klar freue ich mich, wenn ich etwas erreicht habe, aber letztendlich geht es ums Dranbleiben. Es ist wichtig, sich nicht auf den Erfolgen auszuruhen, denn letztendlich geht es danach weiter. Es ist schließlich ein Prozess, bei dem man sich weiterentwickeln soll.

Wie wichtig sind Ziele für dich? Setzt du dir Ziele?

Ich setze mir jetzt keine Ziele in dem Sinn, dass ich mir Lines extra aufbaue, denn das wird dann schnell kompliziert. Prinzipiell nehme ich, was kommt und schau mir verschiedene Lines an.

Mein generelles Ziel ist die Weiterentwicklung: Ich möchte ständig vorwärtskommen. Auf der Line ist mein Ziel die Kontrolle, denn das ist ein wichtiger Punkt für mich. Ich will möglichst viel Kontrolle über die Line behalten, denn nur so kann ich dann Tricks machen. Wichtig ist dabei, die Schwierigkeit immer weiter zu steigern, wie zum Beispiel auf einem Bein oder mit geschlossenen Augen zu laufen. Wenn man sich das Setup möglichst schwer gestaltet, bringt man sich in Situationen, in denen man zwangsläufig die Kontrolle wiedergewinnen muss.

 Was würdest du Anfängern raten?

Das Wichtigste ist dranbleiben und sich nicht demotivieren zu lassen, nur weil es nicht sofort funktioniert. Am Anfang kann man vielleicht keine 2 Sekunden auf der Line stehen, ohne das Gleichgewicht zu verlieren. Davon soll man sich nicht entmutigen lassen, sondern einfach weitermachen. Es wird mit der Zeit einfacher und man darf auf keinen Fall den Spaß an der Sache verlieren.

Was sind deine nächsten Projekte? Irgendwelche Weltrekorde, die du brechen möchtest?

Spannender als Weltrekorde zu brechen, finde ich, ist es, ästhetisch ansprechende Lines im alpinen Raum zu finden. Wenn ich auf einen Berg 4 Stunden lang mein Material hinauftrage, bin ich in einer Umgebung, die mich mental sehr fördert. Dadurch, dass ich davor mehr leisten musste, bekomme ich schlussendlich ein schöneres Erlebnis. Es ist aufregend, weil man nach einem vierstündigen harten Aufstieg noch mal auf die Line muss - hier muss man es schaffen, die letzte Energie „raus zu kitzeln“. Das ist eigentlich die Richtung, in die ich gehen möchte. Die Sommerplanung ist noch nicht ganz abgeschlossen, also mal schauen, was sich so ergibt – bestimmt etwas Feines!

Das glauben wir auch – vielen Dank für das Interview!

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