Elisabeth Gruber ist österreichische Triathletin und Sportwissenschaftlerin. Sie hat erfolgreich an zahlreichen Ironman-Wettkämpfen teilgenommen - 2017 erreicht sie den ersten Platz beim Triathlon Portocolom International. Ihre bisherigen Erfahrungen und Erlebnisse im Triathlon haben sie nicht nur als Sportlerin, sondern auch als Mensch positiv geprägt.
Ich hatte immer einen großen Bewegungsdrang und habe viele verschiedene Sportarten ausprobiert. Erst zu Beginn meines Sportstudiums habe ich die Sportart Triathlon kennen und lieben gelernt. Ein Studienkollege war Triathlet und ich war beeindruckt von den schön definierten Muskeln ;-) Ich kaufte mir ein Rad und suchte mir einen Trainer. Ich habe gleich gespürt, dass Triathlon zu mir passt und dass ich dafür Talent mitbringe. Lange Einheiten z. B. liegen mir besonders. Von da an habe ich jedes Jahr Fortschritte gemacht – die Ziele wurden immer höher gesteckt.
Ich versuche die Dinge, die ich beeinflussen kann, so gut es geht richtig zu machen.
Ich mache meistens nur 2 - 3 Langdistanzen im Jahr, das sind meine 'A'-Rennen oder Hauptwettkämpfe. Zum Aufbau starte ich auch über kürzere Distanzen – diese bestreite ich oft aus dem Training heraus. Die 'großen' Rennen visualisiere ich – ich lasse den Ablauf mehrmals im Kopf durchlaufen, dabei stelle ich mir vor, wie ich mich gut und stark fühle. Obwohl ich jetzt schon über 10 Langdistanzen absolviert habe, bin ich immer noch angespannt vor den großen Rennen, denn eine erfolgreiche Langdistanz ist von so vielen Faktoren abhängig und auf manche hat man keinen Einfluss. Ich versuche die Dinge, die ich beeinflussen kann, wie z. B. eine gute Vorbereitung oder die Verpflegung, so gut es geht richtig zu machen.
Meistens überwiegt aber die Vorfreude – denn für mich ist Wettkampftag Feiertag. Wenn man gut trainiert hat, kann man im Idealfall beim Wettkampf abliefern und das Rennen auch 'genießen'. Ich denke an die vielen Kilometer, die ich beim Schwimmen, Radfahren und Laufen im Training abgespult habe – dabei hilft oft ein Blick in das Trainingstagebuch. Am Tag X gebe ich mein Bestes und hoffe, dass ich mein volles Potenzial abrufen kann.
Ich war eher eine Tiefstaplerin und habe mir selber nicht so viel zugetraut – mit den Erfolgen, ist auch das Selbstvertrauen gestiegen. Der Erfolg bringt auch immer Bestätigung dafür, dass 'wir' etwas richtig machen, und ist Belohnung für die vielen Trainingsstunden und den großen Einsatz. 'Wir' ist mein Team, mit dem ich meine Erfolge teilen und feiern darf. Gleichzeitig motivieren mich Erfolge, neue und höhere Ziele zu setzen und diese mit viel Energie und Einsatz zu verfolgen.
In schwierigen Phasen habe ich mir ein paar Tricks angeeignet, wie ich mich wieder 'fange'. Wenn das Tief an mangelnder Versorgung liegt, hilft oft bereits ein Gel oder Cola. Ich konzentriere mich dann mehr auf meine Technik, das lenkt von negativen Gedanken ab. Ich versuche, so gut es geht, fokussiert zu bleiben und positiv zu denken. Vor allem auf der Langdistanz durchlebt man sogar oft mehrere Hochs und Tiefs während eines Rennens – mit dem Wissen, fällt es leichter, sich durchzubeißen. Ich hatte aber auch schon Ironman-Rennen, wo ich kein Tief hatte, obwohl es zum Schluss immer hart wird.
Aufgeben kommt für mich als Athletin nur in Frage, wenn es ein medizinisches Problem gibt. Das war bisher erst zwei Mal der Fall – einmal bin ich leider wegen Unterkühlung vom Rad gestiegen und bei meinem letzten Ironman, den European Championships in Frankfurt – da habe ich mir beim Rauslaufen aus der Wechselzone den großen Zeh verletzt. Das war sehr enttäuschend. Das Training für einen Ironman ist irrsinnig zeitaufwendig, es steckt viel Zeit, Herzblut und Geld in der Vorbereitung. Grundsätzlich WILL ich finishen. Ich denke an meine Ziele und mein Team, von dem ich das ganze Jahr über unterstützt und betreut werde: Freund, Familie, Trainerin, Trainingspartner, Sporttherapeut, Masseur, Sportarzt, Chef... Mein Team unterstützt mich und fiebert bei jedem Rennen mit. Da will ich auch was zurückgeben.
Ich konzentriere mich dann mehr auf meine Technik, das lenkt von negativen Gedanken ab. Ich versuche, so gut es geht, fokussiert zu bleiben und positiv zu denken.
Training gehört für mich zum täglichen Leben, abgesehen von ein paar Ruhetagen. Ich sehe es als Privileg und bin sehr dankbar, dass ich diese Sportart ausüben kann. Ich verdiene kein Geld damit, sondern mache es, weil ich es liebe und es mir unglaublich viel Spaß macht. Ich verfolge meinen Trainingsplan, der aufbauend ist – ich sehe jede Einheit als eine Gelegenheit, um besser zu werden. An manchen Tagen fällt es leichter als an anderen, und wenn gar nichts geht, wird adaptiert – zumindest versuche ich an jedem Tag, mein Bestes zu geben.
Ziele sind wichtig für die Motivation – am besten funktioniert es für mich, wenn ich mich ein bisschen davor fürchte, aber weiß, dass ich es schaffen kann, wenn ich dafür arbeite. 'Dream big' trifft es da ziemlich. Eines meiner Lieblingszitate ist auch: 'If you can imagine it, you can achieve it, if you can dream it, you can be it'.
Gerade bei den langen Bewerben, die über mehrere Stunden andauern, ist das Mentale ein nicht zu unterschätzender Aspekt, der über Erfolg oder Misserfolg entscheiden kann. Mittlerweile verfüge ich über ein paar gute Strategien, aber es gibt sicher noch Potenzial, das ich in diesem Bereich ausschöpfen kann. Tools und Apps verwende ich momentan nur zum Aufzeichnen und Dokumentieren meines Trainings, im Mentaltraining habe ich damit noch keine Erfahrungen gemacht.